Die Manufaktur Habring² in Österreich präsentierte nun mit dem Doppel 2.0 einen Doppelchronographen der Extraklasse. Richard Habring investierte seine langjährige Erfahrung in diesen neuen Zeitmesser. Immerhin war er früher bei IWC maßgeblich an der Entwicklung dieser Komplikation mit beteiligt. Wir haben uns den Schleppzeigerchronographen "Made in Austria" etwas genauer angeschaut.
Im Gegensatz zur benachbarten Schweiz weist Österreich nur wenige Uhrenhersteller und ein paar kleine, aber feine Manufakturen auf. Gleichwohl stammten einige der genialsten Uhrmacher aus der Alpenrepublik. Zu ihnen gehörte der 1799 in der Steiermark geborene Joseph Thaddäus Winnerl, der im Jahr 1831 eine Uhr mit separat anhaltbarem Sekundenzeiger vorstellte. Während andere kluge Köpfe in den darauffolgenden Jahren den Mechanismus weiter verfeinerten und zu dem machten, was wir heute "Chronograph" nennen, hat Winnerl mit seiner Arbeit den Grundstein für den späteren noch etwas komplizierteren Chrono geschaffen: den Chrono-Rattrapante oder Schleppzeigerchronographen.
Namensgebend für den Schleppzeigerchronographen ist ein zweiter Stopp-Sekundenzeiger aus dem Zentrum, der üblicherweise mit dem normalen Chronosekundenzeiger synchron mitläuft. In Aktion tritt er bei Druck auf den charakteristischen dritten Drücker links oben an der Gehäuseflanke. Während der Chronosekundenzeiger weiter unbeirrt seine Runden dreht, ermöglicht der Schleppzeiger so die Ablesung von Zwischenzeiten.
Vor wenigen Monaten präsentierte nun Habring², eine kleine, bei Kennern jedoch sehr geschätzte Manufaktur aus Kärnten, einen zeitgenössischen Schleppzeigerchronographen, den Doppel 2.0 . Dahinter stehen Richard und Maria Habring.
Die Technik ist beiden dabei nicht gänzlich neu, schließlich war Richard Habring bereits am Anfang seiner Karriere als Uhrenkonstrukteur unter seinem Mentor Günter Blümlein maßgeblich an der Entwicklung dieser Komplikation beteiligt. Seine damals gänzlich neuen Ansätze überzeugten neben den Kollegen auch das Patentamt. Das unter der Nummer DE4209580A publizierte Dokument zeigt einen bis dahin gänzlich neuen Aufbau der fragilen Zangensteuerung, welche zum Festhalten des rückseitigen Schleppzeigerrades erforderlich ist.
Eine der Besonderheiten der Konstruktion ist der Wegfall des althergebrachten Kolonnenrads, das nicht nur komplex herzustellen, sondern auch bei der Schleppzeigerfunktion aufwändig zu justieren ist. Die Konstruktion, bei der das eigentliche Funktionsmodul in ein bestehendes Werk integriert wurde, zeigte in den darauffolgenden 20 Jahren aber doch die eine oder andere Tücke. Diese nahm das Unternehmerpaar nun zum Anlass, noch einmal nachzusetzen und die Konstruktion zu verbessern. Der Doppel 2.0 zeichnet sich im Gegensatz zum ursprünglichen Patent durch ein hohes Maß an Servicefreundlichkeit aus.
Neben dem Schleppzeigermechanismus enthält das Kaliber A08MR die typischen Werkdetails der kleinen Manufaktur. Und natürlich wird dieser Zeitmesser nur in kleiner Auflage gefertigt. Zur Wahl stehen drei Zifferblattvarianten: blau, grau und braun, jeweils mit orangen Farbakzenten. Den Doppel 2.0 gibt es ausschließlich in Edelstahlgehäuse mit 42 Millimetern Durchmesser. Der Preis liegt aktuell bei 6000 Euro - für einen Doppelchronographen ein durchaus faires Angebot.
Michael Brückner
Archivbeitrag 10.06.2012