In der Natur kommen Edelsteine als Rohkristalle oder abgerundete Rollstücke vor. Von den Steinschleifern werden diese mit möglichst geringem Gewichtsverlust zu phantastischen, äußerst beeindruckenden Schmucksteinen geschliffen und poliert. Damit der Edelsteinschleifer den bestmöglichen Schliff eines Edelsteines erzielen kann, muss er die Eigenschaften des Steines kennen. Dazu gehören die Härte, das Dispersionsfeuer und die Doppelbrechung wie auch die Spaltbarkeit des Steines.
Es ist darüber hinaus äußerst wichtig, den Stein genau zu untersuchen und ihn auf Verunreinigungen und Einschlüsse zu prüfen. Da es keine allgemein gültige Systematik der Edelsteine gibt, findet man in der Fachliteratur wie auch anderen fundierten Quellen unterschiedliche Gliederungsversuche. Jedoch ist eine Unterscheidung nach Schliffarten und Schliffformen möglich.
Geht man vom optischen Erscheinungsbild der geschliffenen Edelsteine aus, kann man drei Haupttypen des Schliffs, die so genannten Schliffarten erkennen:
Brillantschliff
Um 1910 wurde der Brillantschliff entwickelt und löste somit den bis dahin am häufigsten verwendeten Altschliff ab. Der Brillantschliff weist im Gegensatz zum Altschliff im Oberteil mindestens 32 und im Unterteil mindestens 24 Facetten auf. Genau genommen sollten nur runde Diamanten, die mit diesem Schliff versehen sind, die Bezeichnung Brillant tragen. Beim Brillantschliff ist eine sehr hohe Lichtausbeute bei hervorragender Brillanz garantiert. Durch die jedoch vergleichsweise schlechte Nutzung der natürlichen Oktaederform des Diamanten liegt der Karatpreis bei Brillanten somit auch ein wenig höher als zum Beispiel beim Princess Cut. Dieser Schliff nutzt normalerweise die natürliche Form des Rohdiamanten besser aus. Im Laufe der Zeit durchlebte der Brillantschliff zahlreiche Optimierungen und Variationen. Hierzu seien u.a. genannt: der Tolkowsky Brillant, Feinschliff Brillant, Parker Brillant. Zu den früheren Vorgängern des Brillantschliffs zählen Mazarin bzw. später Peruzzi Brillanten . Diese stammen bereits aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
Princess Cut (Barion Cut)
Der Princess cut wurde 1971 von dem dem Johannisburger Diamantschleifer Basil Watermeyer speziell für den Diamanten entwickelt. Zu seiner Zeit galt diese quadratische Schlifform als beste überhaupt. Den Name "Barion Cut" hatte Basil Watermeyer aus folgendem Grund gewählt. Dieser Name entstand aus den ersten zwei Buchstaben seines Vornamens (Basil) und den letzten vier Buchstaben von Marion (dem Vornamen seiner Frau). Allgemein muss bei dieser Art des Schliffs weniger Material von der Oktaederform des Rohdiamanten weggeschliffen werden als bei der Entstehung des kreisrunden Brillanten.
Treppenschliff
Kennzeichnend für diesen Schliff sind die "Stufen" oder genauer gesagt die "treppenförmig" angelegte Form. Einer der schönsten Edelsteine, der Smaragd, wird in der Topqualität ausschließlich im Achtkant Treppenschliff (Emerald Cut) geschliffen. Würde der Schleifer den Smaragd (bekannt als spröder Stein) nicht im Stumpfeck sondern im Rechteck schleifen, so würde beim Fassen das große Risiko bestehen, dass sich Risse, Sprünge oder auch Absplitterungen bilden. Hierzu sei kurz empfohlen, Smaragde nur in Feingoldzargen, Grüngoldzargen oder Palladiumweißgoldzargen; jedoch niemals in 14 Kt. Gelb- oder Blassgold sowie 14 Kt. oder 18 Kt. Nickelweißgold zu fassen.
Rosenschliff , Rosettenschliff, Rautenschliff
Bezeichnung für einen bereits Ende 16. Jh. in Holland angewendeten Steinschliff. Diamanten wurden früher meistens im Rosenschliff geschliffen. Später wurde diese Schliffform dann überwiegend bei böhmischen Granaten verwendet. Beim Rosenschliff haben die Steine eine ebene Grundfläche und eine pyramidenartige Grundform, in welche Facetten geschliffen sind. Zu den bekanntesten Steinen im Rosenschliff zählen die so genannte:
Achtkantschliff
Beim Achtkantschliff handelt es sich um eine einfache Schliffart, die überwiegend bei kleinen Diamanten, die als Besatzsteine dienen, angewendet wird.
Scherenschliff
Das Hauptmerkmal für den Scherenschliff sind die gekreuzten bzw. scherenartig angelegten Facetten. Bei durchsichtigen Steinen ist jede Qualität geeignet, hierbei wird jedoch vor allem preiswertes Material bevorzugt. Durch die Anzahl der Facetten in Verbindung mit dem einfallenden Licht (Tageslicht oder künstliches Licht) wird eine Verbesserung der Glanz- und Reflektionserscheinung zugunsten des Steines ermöglicht.
Ceylonschliff
Um ein möglichst großes Rohgewicht des Steines zu erhalten, trägt der Stein im Ceylonschliff eine Vielzahl von nicht immer symmetrisch angeordneten Facetten.
Cabochon
von französisch caboche, "Nagelkopf". Zu den ältesten wie auch einfachsten Schliffarten zählen die Cabochons, bezeichnend für einen geschliffenen Stein mit einer glattpolierten Oberfläche und einer abgerundeten gewölbten Form. Der Querschnitt des Steines ist beliebig, die nach außen gewölbte Oberfläche facettenlos. Steine mit Asterismuseffekt, wie Sternrubin und Sternsaphir, werden ausschließlich zum Cabochon geschliffen. Im Allgemeinen ist die Unterseite beim Cabochon plan geschliffen und poliert, es kann aber auch vorkommen, dass die Unterseite leicht bombiert ist. Der Cabochonschliff wird überwiegend bei Steinen mit einer sehr intensiven Grundfarbe, wie auch bei undurchsichtigen und durchscheinenden Steinen angewandt. Sehr häufig wird der Cabochonschliff auch bei Steinen, welche in Regenbogenfarben schimmern bzw. irisieren, verwendet. Des Weiteren dient er dazu, optische Highlights wie die Lichtfiguren Chatoyance und Asterismus besonders wirkungsvoll hervorzuheben. Beim Glattschliff unterscheidet man zwischen
Bei den Schliffformen handelt es sich um die von den Grundtypen der Edelsteinschliffe und den Schliffarten abgeleitete Formen. Hierbei können die Formen entsprechend den klassischen Maßen rund, oval, quadratisch (Carre , kegelartig, rechteckig (Baguette), dreieckig (Triangel), aber auch vieleckig sein. Entsprechend verschiedenster Vorbilder gibt es eine Vielzahl nachgeahmter Formen. Dazu gehören u.a. Schliffformen wie:
Tropfenschliff
Der Tropfenschliff ist eine Kombination aus Navette und Ovalschliff. Der Fachbegriff für diese besonders charmante Schliffart ist der französische Begriff Pendeloque.
Herzschliff
Beim Herzschliff handelt es sich um einen herzförmigen Brillantschliff.
Trapezschliff
Unter Trapezschliff versteht man einen Treppenschliff in Trapezform.
Des Weiteren gibt es eine kaum überblickbare Anzahl weiterer Phantasieformen, welche ständig ergänzt wird. Geprägt ist die Entwicklung neuer Schliffformen durch die Arbeit von Designern, die ständig nach neuen Eindrücken Ausschau halten.
Archivbeitrag 07.09.2011