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Die Welt der Ketten (2)

Interview mit Oliver Fischer, Geschäftsführer des Schmuck Ketten Herstellers Walter Fischer GmbH & Co. KG

Interview

Redaktion: Herr Fischer, letzte Woche hatten Sie uns bereits einen Überblick über Ketten und vor allem die Vielfalt der Ketten, die bei Ihnen hergestellt werden, gegeben. Nun sind wir natürlich sehr gespannt, wo und wie diese wunderschönen Stücke entstehen und freuen uns auf den versprochenen Rundgang durch Ihre Firma..

O. Fischer: Dann treten Sie gleich ein! Im Grunde genommen ist der Ablauf einfach - das Material wird angeliefert, in die Maschinen eingelegt, die Kette bekommt nach der Produktion ihren letzten Schliff und ist versandbereit. Das gilt jedenfalls für unsere maschinell hergestellten Ketten und setzt natürlich in der Praxis einige Erfahrung voraus. Wie Sie ja bereits wissen, produzieren wir seit etwa 60 Jahren Ketten, und das mit mehr als 50 Mitarbeitern.

Ausgangsmaterial

Bild

O. Fischer: Zuallererst wird bei uns das unterschiedliche Ausgangsmaterial, Silber, Tombak, Messing, Eloxal, Eisen oder auch Edelstahl in runden Standardabmessungen angeliefert - links im Bild beispielsweise 2 mm dick.
Redaktion: Man hört immer wieder, die Legierung sei ein „wohlgehütetes Geheimnis“.
O. Fischer: Nein, die Legierung ist kein großes Geheimnis, die Legierung unserer Silberketten z.B. müssen mindestens 92,5% Silber enthalten; der Rest besteht meistens aus Kupfer. Allerdings neigt Silber zum Anlaufen und das Geheimnis ist, dies zu vermeiden.... wir verwenden einen hochwirksamen Anlaufschutz. Generell sind bei uns übrigens alle Silberketten 100 % nickelfrei, um Probleme mit möglichen Allergien bei den Trägerinnen - respektive den Trägern - zu vermeiden. Insgesamt haben wir über 1400 verschiedene Silberketten im Programm.

Vorbereitung

Je nachdem, für welche Kette das Material benötigt wird, wird es zuerst in die gewünschte Form und Abmessung gewalzt oder gezogen. Das erledigt unsere Maschine (Bild unten links). In der Mitte sehen Sie einen Teil unseres Zwischenlagers mit bereits vorbereitetem Material, hier z.B. halbrund gewalzte Drähte für die Herstellung von Erbsketten. Die Kettenmaschine wird auf die Abmessung und den Ketten-Typ nach Bedarf eingestellt, Draht eingelegt und los geht’s... auf dem Bild rechts arbeitet unsere Maschine schon an einer Erbskette (Kette aus rundlichen, liegenden und stehenden Gliedern).

Ketten-Maschinen

Redaktion: Wie viele Maschinen haben Sie etwa?
O. Fischer: Das sind mehr als 1.000 Maschinen. Wir sind historisch gewachsen durch unseren eigenen Maschinenbau und durch kontinuierliche Investitionen in unseren Maschinenpark. Da dieser relativ groß ist, muss bei nur ca. 5% der Ketten die Maschine umgebaut werden. Grundsätzlich läuft auf jeder Maschine ein Kettentyp und eine Abmessung! Dadurch können wir auch diese einzigartige Vielfalt an Ketten bieten.
Redaktion: Ist es schwierig, eine Maschine einzustellen?
O. Fischer: Nein, dies alleine ist nicht sehr schwierig, weil wir für fast jeden Kettentypen ja über eine eigene Maschine verfügen. Man muss allerdings die Maschine jeweils noch einmal durchchecken, denn zum Teil sind diese an die 70 Jahre alt und laufen falls nötig 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche.
Allerdings muss Draht nachgelegt (Bild unten links), die Maschine überprüft werden und gleich weiter geht die Produktion.

Bild Schlangenkette
Herstellung S-Panzerkette

Unsere gängigen Standard-Ketten (Basic-Linie) umfassen u.a. Panzerketten, Ankerketten, Figaroketten und natürlich viele weitere mehr.

Die Maschine oben im Bild stellt speziellen Panzerketten (die Kettenglieder greifen raupenförmig ineinander) her und unten wieder das fertig bearbeitete Endergebnis.
Bild Schlangenkette

Die Maschine unten im Bild produziert Figaro-Ankerketten, darunter eine fertige Figaro-Ankerkette - bei Figaroketten wechseln sich längliche und rundliche Glieder ab, hier im typischen Ankerketten-Grundmuster angeordnet.

Bild Schlangenkette
Herstellung Figaro Ankerkette

Bild Schlangenkette

Alle Kettenmaschinen werden bei uns im Haus selber repariert und ggf. auf neue Kettentypen umgebaut. Im letzten Jahr alleine brachten wir beispielsweise 80 neue Ketten heraus. Durch unseren großen Maschinenpark müssen wir aber nicht für jede Kettenabmessung eine Maschine umbauen, sondern wir haben für fast jede Abmessung eine eigene Maschine. Bei einigen Sondermodellen wird ein Umbau nötig, denn dann nur ein Spezialist durchführen kann; das dauert je nach Maschine zwischen 3 und 10 Stunden.

Soweit zu unserer maschinellen Kettenproduktion, aber die Arbeit per Hand und das Handwerk spielen auch eine äußerst große Rolle. Denn unsere Maschinen erledigen nur einen Teil der Arbeit, bei maschinell gefertigten Ketten sind zahlreiche handwerkliche Schritte erforderlich. Zudem bieten wir auch vollständig handgefertigte Ketten mit unserer High-Performance-Kollektion an.

Redaktion: Herr Fischer, wir freuen uns, nächste Woche etwas mehr über die Handarbeit bei Ihnen zu erfahren!

O.Fischer: Aber gerne!

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Archivbeitrag 08.09.2011
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