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Bahnhofs-Uhren von Mondaine | Kult-Uhr jetzt mit Original-Raffinesse

Die Schweizer Bahnhofsuhr SBB mit ihrer charakteristischen roten Sekundenkelle genießt längst Kultstatus. Gleiches gilt für die Bahnhofsuhr fürs Handgelenk, die das Zürcher Unternehmen Mondaine im Jahr 1986 erstmals lancierte und seither in über 40 Ländern der Welt verkauft. In Kürze kommt mit dem neuen Modell stop2go von Mondaine die wohl authentischste Bahnhofsuhr fürs Handgelenk auf den Markt: Wie ihr großes Vorbild, stoppt die Quarzuhr zur vollen Minute für knapp zwei Sekunden, um anschließend weiterzuspringen. Wir sprachen in Zürich mit dem CEO von Mondaine, André Bernheim.

Wie lange blickt ein Mensch gewöhnlich auf seine Armbanduhr? Bruchteile von Sekunden, wenn er nur die Zeit ablesen möchte. Freunde außergewöhnlicher Uhren, denen es nicht nur um die Zeit, sondern auch um das Design der Zeitmesser geht, schauen vielleicht zwei oder drei Sekunden auf das gute Stück am Handgelenk. Wir aber schaffen es, in neugieriger Erwartung bis zu fast 60 Sekunden auf das Zifferblatt einer Uhr zu blicken. Und so paradox es klingen mag: Wir warten gespannt, bis die Uhr und somit die Zeit für einen kurzen Augenblick stehen bleibt. Sobald der Sekundenzeiger den 12-Uhr-Index erreicht hat, hält er für weniger als zwei Sekunden inne, springt dann vorwärts und dreht eine neue Runde. Uns amüsiert, dass die Uhr sich und uns eine kleine Verschnaufpause gönnt, nur um anschließend wieder exakt zu laufen. Zwei Sekunden - für Menschen eine sehr kurze Zeitspanne. Und dennoch kann sich in zwei Sekunden ein Leben verändern. What a difference a day makes? Bisweilen können auch zwei Sekunde einen großen Unterschied machen.

"Sie haben jetzt beinahe eine Minute auf diese Uhr geschaut - und beim verzögerten Sprung des Sekundenzeigers gelächelt. Welcher andere Zeitmesser schafft das?", fragt André Bernheim, CEO der Mondaine-Gruppe, den wir am Hauptsitz des Unternehmens in Zürich treffen. Er präsentiert uns mit dem Modell stop2go das neue Flaggschiff seiner Kollektion, das auf der Baselworld im Frühjahr vorgestellt wurde und ab Spätsommer im Handel verfügbar sein wird.

Obwohl sie in einer ganz anderen, erheblich günstigeren Preisliga spielen, werden Mondaine-Uhren oft in einem Atemzug mit den großen, teuren Uhrenmarken genannt. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Official Swiss Railways Watch SBB Mondaine-Uhren besitzen Kultstatus. Erreicht wurde dieser mit der Schweizer Bahnhofsuhr SBB fürs Handgelenk, die das Unternehmen seit 1986 auf den Markt bringt. Reisende kennen den Klassiker, der auf fast allen Schweizer Bahnhöfen die Zeit anzeigt: Eine schnörkellose, auch auf größere Distanz gut ablesbare Uhr mit der charakteristischen roten Sekundenkelle. Der Zeiger hat nicht die Form einer spitzen Tachonadel, sondern die eines Pendels. "Nicht nur die Kelle, mit der die Zugbegleiter dem Zugführer Signale geben, stand für das Design dieses Sekundenzeigers Pate, sondern das weithin sichtbare Anzeigeinstrument bei Schießsport-Turnieren", klärt uns André Bernheim auf, der zusammen mit seinem Bruder Ronnie das unabhängige Familienunternehmen leitet.

Ein Volltreffer war jedenfalls die Idee, die bekannte Schweizer Bahnhofsuhr SBB, die sogar einmal als Briefmarkenmotiv Karriere machte, als Armbanduhren (und mittlerweile auch als Wand-, Tisch- und Taschenuhren) auf den Markt zu bringen. Uhren mit weißem Zifferblatt, schwarzer Stundenteilung, Stabminutenzeiger und Sekundenindices sowie - natürlich - der roten Sekundenkelle, die langsam ihre Kreise zieht. Alles exakt so, wie es das Design des SBB Eisenbahningenieurs Hans Hilfiker (1901-1993) vorgibt. Von ihm stammte der schon im Jahr 1946 umgesetzte Entwurf für die Schweizer Bahnhofsuhren. Vierzig Jahre danach hatte die Firma Mondaine, die damals noch vom Unternehmensgründer Erwin Bernheim geleitet wurde, die Idee, dieses puristische und zeitlose Design auf das Zifferblatt von Armbanduhren zu übertragen.

Uhren- und Eisenbahnfans waren gleichermaßen begeistert. Doch nicht nur sie. Vor allem designbewusste Menschen kauften die Ikone fürs Handgelenk. Der Kult-Zeitmesser aus der Schweiz schaffte es unter anderem ins Design Museum in London. "Großbritannien, Japan und Deutschland sind nach wie vor starke Exportmärkte für uns", sagt André Bernheim. Das Design überzeugt vor allem durch Klarheit und Einfachheit. Schließlich war kein Geringer als Leonardo da Vinci bereits überzeugt: "Einfachheit ist die ultimative Raffinesse".

Nur eine scheinbare Kleinigkeit unterschied die klassischen Schweizer Bahnhofsuhren von den Mondaine-Armbanduhren: Das kurze Innehalten des Sekundenzeigers vor Vollendung der Minute fehlte den kleinen Design-Klassikern fürs Handgelenk - bis jetzt.

Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit bringt nun Mondaine mit dem Modell stop2go den wohl authentischsten Zeitmesser im Bahnhofsuhren-Design der SBB auf den Markt. "Wie am Perron gleitet der Sekundenzeiger in 58 Sekunden ringsum, um dann um 12 Uhr für knapp zwei Sekunden zu stoppen. Anschließend springt der Minutenzeiger vorwärts und die Sekunde startet die nächste Runde", erläutert André Bernheim die Besonderheit dieser Uhr, deren Schweizer Quarzwerk speziell für dieses Modell entwickelt wurde.

Doch weshalb legen die Schweizer Bahnhofsuhren diesen Sekundenstopp ein? "Nun, wir Schweizer sind eben der Zeit ein wenig voraus", scherzt Bernheim. Der tatsächliche Grund: Hans Hilfiker bekam seinerzeit die Aufgabe, alle Uhren an den Schweizer Bahnhöfen zu synchronisieren. Wegen der Stromschwankungen war eine wirklich exakte Zeitmessung aber nicht möglich. Der Ingenieur bediente sich daher eines Tricks. Er ließ den Sekundenzeiger in 58.5 Sekunden die Runde drehen, stoppte ihn bei 12-Uhr für 1.5 Sekunden, bis die Mutteruhr allen Bahnhofsuhren in der Schweiz per Telefonleitung das Signal gab, weiter zu drehen. So funktioniert das bis heute. Die "springende Sekunde" steht mittlerweile nicht nur bei Eisenbahnfreunden symbolhaft für die Pünktlichkeit der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).

Das neue Modell stop2go, dessen Preis unter 600 Euro liegen wird, weist noch eine weitere Besonderheit auf: Die Krone zum einfachen Bedienen der elektronisch einstellbaren Zeiger ist eigentlich keine Krone wie bei allen übrigen Uhren, sondern ein Schalterelement. Ein matt brossiertes Edelstahlgehäuse, ein entspiegeltes Saphirglas und ein individuell nummerierter Gehäuseboden machen dieses Topmodell aus der Bahnhofsuhren-Kollektion von Mondaine zu einem "Leckerbissen" für Uhrenfreunde - sogar dann, wenn sie eigentlich lieber mit dem Auto als mit der Bahn fahren.

Die Bahnhofsuhren, die es in zahlreichen Varianten gibt - darunter auch Chronographen und Modelle mit mechanischem Automatik-Werk - sind heute sicherlich die bekanntesten Produkte der Firma Mondaine Watch, deren Zeitmesser im eigenen Werk in Biberist (Solothurn) gefertigt werden. Doch seit seiner Gründung durch den ehemaligen Schneidermeister Erwin Bernheim im Jahr 1951 sorgte das Unternehmen immer wieder für Aufsehen in der Uhrenbranche und bei Uhrenfreunden. So entwickelte man in den 1970 Jahren einige der weltweit ersten digitalen LED- und LCD-Uhren. Später war es das Ziel von Erwin Bernheim, in Anlehnung an den legendären Volkswagen eine "Volksuhr" herzustellen, also einen Zeitmesser in guter Qualität zu einem erschwinglichen Preis. Ronnie Bernheim, einer der Söhne des Unternehmensgründers, hat die sogenannte M-Watch in gerade einmal 28 Tagen entwickelt. Herausgekommen ist eine ganze Palette von Produkten, die inzwischen millionenfach verkauft wurden und daher mit Fug und Recht neben den Offiziellen Schweizer Bahnhofsuhren als weitere Bestseller bezeichnet werden dürfen. Daneben stellt das Unternehmen Private-Label-Uhren für international bekannte Lifestyle-Marken her.

Zur Gruppe gehört ferner die Schweizer Uhrenmarke Luminox, bekannt vor allem wegen ihrer Beleuchtungstechnologie, die nicht nur die Taucher der U.S.Navy Seals schätzen. Die robusten und betont sportlichen Luminox-Uhren gibt es für den Einsatz zu Wasser, zu Lande und in der Luft. In Kürze soll noch ein Weltraum-Modell hinzukommen. Luminox ist nämlich offizieller Uhrenpartner der Space Expedition Corporation (SpaceXC), die schon bald kurze private Weltraumflüge für $ 100 000 ermöglichen will. Ein adäquates Angebot für alle, denen eine Bahnfahrt nicht "mondaine" genug erscheint.

Michael Brückner, Bilder: Mondaine

Archivbeitrag 17.07.2013
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