In fast jeder Goldschmiede wird sie täglich benutzt: die Walze. Sie dient dem Goldschmied dazu, metallische Werkstoffe wie Gold, Silber, Weissgold etc. plastisch zu verformen. Bleche werden auf die gewünschte Dicke gebracht, man walzt u.a. Vierkantdraht oder benutzt Musterwalzen, um Bleche kunstvoll zu gestalten.
Walzt man einen Metallblock, so tut man das meistens mit der Absicht, die Länge des zu bearbeitenden Stückes zu vergrößern. Hierbei soll die Dicke verringert und die Breite so gut wie möglich nicht verändert werden. Die beiden Walzzylinder drehen sich gegeneinander, zwischen ihnen wird der Metallblock zur selben Zeit gestaucht und durch seine Reibung von den Walzzylindern weitergeleitetet. Durch das Zusammenspiel dieser Vorgänge entsteht die Besonderheit der plastischen Umformung des Metalls beim Walzvorgang.
Viele Walzen sind extra für die Arbeitszwecke von Kleinbetrieben entwickelt worden, man spricht von den sogenannten Kombiwalzen. Hierbei besteht das Walzengestell aus vier Rundsäulen, welche die Ober- und Unterplatte verbinden. Die Walzenlager, in denen sich die Zapfen der Walzenrollen drehen, bewegen sich auf den polierten Säulen. Gängige Maße der Rollen liegen bei einer Dicke von 45mm und einer Breite von 90mm. Bei Kombiwalzen, die das Bearbeiten von Blechen wie auch von Draht ermöglichen, befinden sich je zwei Walzenpaare übereinander. Anhand des oberen Walzenpaares ist es möglich, Bleche zwischen 5mm und 0,01mm zu bearbeiten. Durch das untere Rollenpaar ist das Walzen von Vierkantdrähten zwischen 5mm und 1mm möglich. Mit Hilfe einer Handkurbel bewegt man die Rollen. Die Arbeit wird durch eine sechsfache Übersetzung ins Langsame der Drahtwalze und eine nochmals verdoppelte Übersetzung ins Langsame der Blechwalze erheblich erleichtert. Reguliert wird die Blechwalze anhand eines zentralen Handrades, bei der Drahtwalze geschieht dies durch zwei Stirngriffspindeln. In vielen Betrieben werden auch elektrische Walzen verwendet. Ihr Vorteil besteht darin, dass man dicke Bleche mühelos, ohne Anstrengung beim Kurbeln bearbeiten kann. Nachteile der elektrischen Walze bestehen einmal in der größeren Verletzungsgefahr (Finger können zwischen die drehenden Walzen geraten) und auch in der verlorengegangenen Präzision, wenn man beispielsweise einen Draht oder ein Blech nur kurz anwalzen will. Um Bleche bzw. deren Oberfläche zu gestalten, gibt es spezielle Musterwalzen. Mit deren Hilfe kann man bei einen Blech ein gewünschtes Muster mit einwalzen und somit von neuen Designmöglichkeiten profitieren.
Mit der Walze kann jedoch nur das Material in seiner Stärke verringert werden. Ein Blech mit einer Stärke kann nur von 3mm auf 2mm oder feiner gewalzt werden.Wenn ein Blech oder Draht stärker benötigt wird als vorhanden, sollte man das Material neu einschmelzen.
Um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen, ist es unbedingt nötig den zu walzenden Metallblock genau zu kontrollieren. Er sollte frei von Verunreinigungen und absolut trocken sein. Die Walzenrollen müssen ebenfalls sauber und glatt sein. Jede Verunreinigung bzw. jedes einzelne Schmutzteilchen würde einen Abdruck auf dem fertigen Stück hinterlassen. Diese "Fehlerstellen" herauszuschleifen ist mühsam und zeitaufwendig.
Ist alles bereit, dann schiebt man den Metallblock von einer Seite zwischen die Walzenrollen. Deren Abstand muss so groß sein, dass der Metallblock durch die entstehende Reibung festgehalten wird.Man schiebt also den Metallblock mit der Hand gegen die Walzenrollen, währenddessen dreht man die Kurbel soweit, dass die Walze richtig greift. Erst jetzt ist es möglich die walzenrollen mit voller Kraft zu bewegen. Dazu dreht man die Handkurbel mit beiden Händen und falls nötig - mit voller Körperkraft. Der Metallblock wird so durch die Walzenrollen befördert und kann auf der anderen Seite wieder entgegengenommen werden. An welcher Stelle der Walzenrollen man den Metallblock / Blech wieder einschiebt spielt keine Rolle. Das Blech kann man vorwärts und dann auch wieder rückwärts walzen. Ändert man die Walzrichtung, so sollte man den Metallblock bzw. das Blech unbedingt zwischenglühen. Will man ein quadratisches Blech walzen, empfiehlt es sich, dass dieses erst in Längsrichtung gestreckt wird und dann das Blech rechtwinklig zur vorhergegangenen Bearbeitungsrichtung verlängert wird.
Möchte man einen Blechstreifen in gebogener Form erhalten, zieht man eine der beiden Walzenspindeln stärker an. Dadurch wird das Metall an einer Seite mehr gestreckt als auf der anderen. Voraussetzung dafür ist, dass die Walze keine Zentraleinstellung hat.
Bei allen Walzvorgängen ist es äußerst wichtig, insbesondere bei Handwalzen, dass immer nur ein geringer Unterschied in der Dicke angestrebt werden sollte. Sobald der Walzvorgang stockt, bildet sich dadurch ein Absatz auf dem Blech. Hält man sich an diese Regel, wird das Metall zügig und ohne Ruck durchgewalzt und der Goldschmied muss sich kräftemäßig nicht so sehr verausgaben. Des weiteren wird die Walze durch diese Arbeitsweise enorm geschont.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den man unbedingt berücksichtigen sollte, ist die Dehnbarkeit des entsprechenden Metalles bzw. der Legierung. Zu häufiges Glühen ist genauso falsch wie zu seltenes Glühen. Ein Fehler, der häufig gemacht wird, besteht darin, dass man dicke Metallblöcke aufgrund ihres großen Umformungswiderstandes schon nach wenigen Walzgängen glüht. Lässt sich das Blech dann problemlos durchwalzen und ist dünn, erinnern einen erst die entstandenen Risse an das Glühen. Der Walzvorgang sollte stets durch die Messschraube kontrolliert werden, damit man keine unschöne Überraschungen erlebt und ein viel zu dünnes Blech in den Händen hält.
Im Prinzip besteht beim Walzvorgang kein großer Unterschied in der Bearbeitung von Blechen und Drähten. Bei der Blechwalze wird ausschließlich ein Druck in senkrechter Richtung auf das zu walzende Metallstück ausgeübt. Im Vergleich dazu ist es durch das Profil der Drahtwalze möglich auch einen schrägen Druck auf das Metall auszuüben.
Beim Walzen von Draht muss der Rohblock auf jeden Fall geglüht und vorgeschmiedet sein. Die Fertigung des Drahtprofils beginnt in einem sechsseitigen Profil der Drahtwalze. Die weiteren Rillen geben dann dem Material einen mehr und mehr quadratischen Querschnitt. Eine möglichst geringe Dickenabnahme ist beim Drahtwalzen sehr wichtig. Wird die Drahtwalze zu eng eingestellt, hat dies unschöne Auswirkungen. Das Metall würde sich zwischen den beiden Profilhälften herauspressen und der "gefürchtete" Grat dadurch entstehen. Würde man das Metall trotz des Grates weiterverarbeiten, klappt der Grat beim nächsten Arbeitsgang um und drückt sich in das eigentliche Drahtprofil ein und passt sich diesem an. Da die Teile aber nicht miteinander verschweißen, entstehen beim Biegen des Drahtes durch die abstehenden Schiefer Widerhaken. Den Walzvorgang sollte man sofort unterbrechen, sobald man die ersten Anzeichen der Gratbildung bemerkt. Um den Draht zu "retten", nimmt man ihn aus der Walze heraus und feilt den entstandenen Grat ab. Damit beim weiteren Arbeiten nun nicht wieder ein Grat entsteht, ist es ratsam, die Walze etwas weiter zu öffnen. Der Draht wird idealerweise nach jedem Walzgang um 90° gedreht und dann wieder eingesteckt, der Walzabstand wird entsprechend verengt.
Folgende Ratschläge sollte man beachten, um neben der Langlebigkeit der Walze auch gute Arbeitsergebnisse zu gewährleisten:
Fehlermerkmal
Das Blech ist verspannt
Tipp
Blech glühen, zu wenig beanspruchten Teil schmieden
Fehlermerkmal
Das Blech ist an den Kanten eingerissen
Tipp
Die Risse anhand der Säge aufweiten und glühen. Die Gussform muss nachgearbeitet werden. Ist das Material verunreinigt, sollte man es umschmelzen.
Fehlermerkmal
Das Blech ist bröcklig, es entsteht eine mosaikartige Rissbildung
Tipp
Das Blech umschmelzen oder sogar an die Scheideanstalt weitergeben.
Fehlermerkmal
Das Blech ist einseitig verzogen
Tipp
Die Stellung der Walzspindel sollte kontrolliert werden, die Walze notfalls abdrehen lassen.