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Fassen von Edelsteinen und Schmucksteinen

 
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #1
Mich würde mal das Fassen von Edelsteinen interessieren, also die verschiedenen Fassungsarten. Unsere Kunden der Schmuckindustrie arbeiten eher im Gußbereich, aber einzeln wird auch mal die Fassung angesprochen und ob es da Probleme gäbe.

Persönlich kenne und arbeite ich eigentlich nur mit Presetting und dergleichen, doch kann hier jemand erklären, was es grundsätzlich für verschiedene Fassarten gibt und vielleicht eine kurze Erklärung geben wie was funktioniert und was die Pro und Contra sind?

Auf Anhieb fallen mir Begriffe eine wie
Antreiben
Balkenfassung (Barsetting)
Chatonfassung
Einreiben
Kanalfassung (Channelsetting)
Krappenfassung
Millegriffes
Pavéfassung
Verschnitt
Vorfassung (Presetting - siehe Link oben)
und Zargenfassung

Stellenweise weiß ich zwar, wie das dann aussieht, aber warum macht man das eine oder bevorzugt das andere?

Was ist Entourage oder Karmoisieren?

Hat sich jmd. von Euch auf etwas Besonderes spezialisiert oder gibt es noch andere Fassarten?
tatze-1
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tatze-1

 ·  #2
zunächst einmal müssen wir uns begrifflich einigen. Heinrich beispielsweise setzt Zargen mit Chatons gleich, was bei Pforzheimern zwei total unterschiedliche Dinge sind. Die sagen nämlich für die Krappenfassungen Chatons.
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #3
Chaton ist doch französisch und steht lediglich für "Fassung" oder?

Hat denn Prof. Leopold Rössler nicht Recht, daß konische, aus der Zargenfassung entwickelte luftige Krappenfassung für ein- oder mehrsteinige Fassungen, mit 4, 6 oder 8 Krappen Chaton genannt werden? Bei ihm taucht in diesem Zusammenhang nämlich auch der mir unbekannte Begriff Karmosierung als klassische Fassungsart für Solitärringe auf....

Arkadenfassung bzw. Coronet sind dann wiederum auch andere Bezeichnungen für Chatonfassungen.

Pforzheimer Schmäh hin oder her, egal, wie tatze oder Heinrich das gleichsetzen, erzählt mal und aus dem Konsens ergibt sich sicherlich was Ordentliches. 😉
Tilo
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Tilo

 ·  #4
nicht nur die Pforzheimer nennen Krappenfassungen Chatons
beyars.com/lexikon/lexikon_249.html

zu umfangreiches Thema, um mal eben zwischen 2 Kettchenlötungen abgewickelt zu werden
Die-Schmiede
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Die-Schmiede

 ·  #5
Karmosierung und Solitär passt eigentlich nicht, die klassische Kamosierung ist Mittelstein mit eng darum gefassten meist kleineren Steinen. Musste son Teil in der Meisterprüfung machen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #6
Eigentlich kann man das recht gut nachlesen. Die Laien werden es nicht verstehen und für die Fachleute ist es eine alte Sache.

Antreiben:

Mit dieser Technik wir mittels gezielten Schlägen Material der Fassungen Richtung Steinrondiste bewegt. Dies geschieht mittels Punzen, die eingesetzt werden, um die notwendigen Schläge genau platziert und dosiert anzubringen. Bein folgenden Fassungsarten kommt diese Technik zum Einsatz: Schwere und leichtere Zargen, Bei Versenkten Fassungen, beispielsweise in schweren Bandringen, mitunter auch bei dickeren Krappen.

Balkenfassung:

Eine Unterart der Angetriebenen Fassungen, meist bei Trauringen zu finden. Hierbei werden die Löcher für die Steine seitlich ausgefeilt, so dass die Steine seitlich frei stehen. Zwischen Bohrloch und Bohrloch bleibt immer ein Balken des Materials stehen, welcher durch Antreiben zur Befestigung der Steine verwendet wird. Eine nicht zu empfehlende Fassart, das durch den seitlichen Freistand der Stein-Rondisten die Steine meist nach kurzer Zeit locker werden.

Chatonfassung

Meist eine offene Drahtfassung, bestehend aus Ösen und Krappen. Bei diesen Fassungen sitzen die Steine meist freistehend über der obersten Öse, in eingekerbten Krappen. Durch seitliches Verrutschen entlang der Steinrondiste, werden die Krappen gespannt, die Krappen schließlich mit Hohlfräsern abgerundet. Von dieser, wohl dekorativsten Fassungsart, gibt es viele Varianten.

Einreiben

Diese Fassart wird meist beim Einsetzen von Steinen in glatte Flächen verwendet. Sie ist auch bekannt als „verwischte Fassung“. In genau passende Bohrlöcher, werden die Steine eingesetzt. Mit einer Nadel wird das sehr enge Bohrloch, in welchem der Stein bis etwas über die Rondiste eingesetzt ist, an den Rändern, entlang der Rondiste unter Druck gerieben. Dadurch verformt sich das Material und es entsteht sowohl ein Grat, der den Stein hält, als auch eine glänzende Facette rund um den Stein. Diese Fassart hat den Vorteil, dass Flächen nicht beschädigt werden müssen.

Kanalfassung (Channelsetting)

Im Prinzip wie eine Balkenfassung, jedoch nicht nur mit einem Stein, sonder mit einer Steinreihe. Die Steine werden auch hierbei nur an zwei Punkten gehalten.

Krappenfassung

Die Krappenfassung ist eine andere Bezeichnung für eine Chatonfassung. Diese Fassungen werden meist als Krappenfassungen bezeichnet, wenn es sich um größere Steine handelt.

Millegriffes

Dies sind Verzierungen auf Fassungsrändern entlang der Fasskante. Früher fertigte man Millegriffes mit einem seitlich geschliffenen Spitzstichel an. Dabei wurde der Fassungsrand zu einem Korn aufgestochen, an welches man den Stichel anlegte, um das nächste Korn zu stechen und so fort. Das zeitaufwändige und mühsame Abrunden der Körner entfiel mit dem Aufkommen kleiner Prägeräder, mit welchen die gewünschte Struktur aufgerollt werden konnte. Dar Name suggeriert den optischen Eindruck: Mittegriffes sieht aus, als ob tausend kleine Griffe den Stein kalten. Eine Art der Verzierung, welche vor allem von den 20-er bis in die 50-er Jahre des vorigen Jahrhunderts verwendet wurde. Heute meist nur noch im Reparatur-u. Restaurationsbereich zu finden.

Pavéfassung

Der Begriff stammt aus dem Französischen und bedeutet, dass die Steine in einem Fassungsbereich, wie die Pflastersteine eines Straßenbelages angeordnet sind. Diese Fassungsart erlebt in den letzten Jahren eine Rainessance, da sich die Techniken durch das Aufkommen der luft-oder motorgetriebenen Stichelhandstücke ganz wesentlich verfeinert haben. Auch ist durch die neueren Werkzeuge der Arbeitsaufwand stark reduziert worden.
In eine Fläche werden Stein an Stein, in entsprechenden Abstand Löcher auf Lücke gebohrt und die Steine eingelassen. Da bei runden Steinen jeweils Material der Fläche übrig bleibt, benutzt man dieses, um die Steine festzusetzen. An den engsten Stellen wird das Material weggestochen, der Rest dient als Korn (Krappe) zur Befestigung des Steins. Es kommen jeweils immer zwei Körner auf einen Stein, so dass es sich bei dieser Art um eine Zweipunktfassung handelt. Die freigestochenen Körner werden nach dem Anlegen an die Steine mit einen so gen. Korneisen abgerundet.
Eine andere Art benötigt weniger Steine: Die Steine werden beliebig auf der Fläche verteilt und an den gewünschte Stellen, die passenden Löcher angebracht. Dann werden kreuz und quer Rillen gestochen, so dass nur noch Facetten auf der Fläche zu sehen sind. Nun werden die Steine in die Löcher gelegt und mit einem keilförmigen Stichel die übriggebliebenen Rippen der Fläche zu Körnern gestochen. Hierbei kann jeder Stein mehr als zwei Körner erhalten, man sticht aus den Rippen so viele Körner wie sich ergeben. Anschließend werden die übrig gebliebenen Rippen zu Körnern gestochen und mit einem Korneisen abgerundet. Dies ist die älteste Art der Pavéfassungen.
Pavéfassungen in einer Reihe nennt man Fadenfassungen, sie unterscheiden sich vom Flächenpavé dadurch, dass an allen Seiten eine Glanzschnittfacette angelegt wird.
Verschnitt
Hiermit ist meist die Verarbeitung von Pavé gemeint. Der Begriff wird als Sammelbezeichnung für Pavéfassungen verwendet. Er kommt daher, weil man diese Fassungen mit Sticheln aus dem massiven Material heraus schneidet.
Vorfassung (Presetting - siehe Link oben)
Hiermit ist das Fassen von Steinen in Fassungen gemeint, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht Bestanteil eines Schmuckstückes sind. In der Industrie verbreitet, bietet sich damit die Möglichkeit, mittels gleichgearteter Arbeitsanläufe, auf Fachpersonal zu verzichten und die Steine maschinell einzusetzen. Die bereits mit Steinen ausgefassten Fassungen, können bei entsprechender Konstruktion den Schmuckstücke, leicht von ungelernten Kräften, oder sogar maschinell eingesetzt werden. Ei heutzutage verbreitetes Prinzip

Zargenfassung

Eine Zargenfassung ist eine, aus einem Blechstreifen gefertigte Steinfassung, mit einer treppenartigen Auflage für den zu fassenden Stein. Dieser wird dann durch Antreiben (siehe oben) befestigt.

Karmoisierung

Eine Karmoisierung ist sozusagen ein Mittelding zwischen einer Verschnittfassung und einem Chaton. Meist wurden (heute zu teuer geworden) um einen Mittelstein unterschiedliche Steine in eine so gen. A-Joure eingelassen. Die war ein, um den Mittelstein laufender Blechstreifen (meist Platin), in den die Löcher für die Steine gebohrt wurden, Danach wurden die Steine genau nivelliert, bis deren Tafeloberflächen parallel standen, oder winkelgenau verliefen. Danach wurde der äußere Rand des Blechstreifens entsprechend den Bohrlöchern abgenommen, so dass im Prinzip nur noch ein kräftiger Ösenkranz stehen blieb, oft blieb der Rand aber auch stehen, so dass eine Verschnittfassung angelegt werden konnte. Als Nächstes fertigte man eine umlaufende Zarge, welche nach Art einer Bogenchatonfassung ausgefeilt wurde. Auf diese durchbrochene Zarge setzte man das Oberteil auf. Mitunter wurde dieses auch in die Fassung eingelassen, so dass sich eine Art Krappenfassung ergab. Die Möglichkeiten zur Umsetzung waren schier unendlich.
Es fehlt an dieser Stelle der Raum, Karmoisierungen vollständig zu besprechen, aber man kann sich so viel merken, dass es sich immer um einen Mittelstein mit umlaufenden, kleineren Steinen auf einem Ring handelte. Meist waren diese Ringe von überaus hoher, handwerklicher Qualität, da es sich in allen Fällen um kostbare Ringe handelte, die entsprechend aufwändig ausgeführt wurden.
Freak
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Freak

 ·  #7
Danke Ulrich für diese Zusammenfassung, super.

Alles schon gelesen und ein paar Varianten (die einfachen davon) gemacht, aber irgendwie komm ich dann doch wieder durcheinander und blättere herum.
Sofort zu meinen Notizen kopiert.

LG Sylvia
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #8
Ulrich hat die Fasstechniken ja super erklärt. Habe ich eigentlich bei der Begriffsaufzählung bestimmte oder ausgefallene Fassarten vergessen?

Am Wochenende mußte ich einer Privatperson den Guß erklären. Bzw. wie der Stein in den Guß kommt.

Kann das jmd. fachmännischer zusammenfassen als ich?

Angefangen vom Wachsbaum bis zum Goldeinschießen und wann der Stein wo und wie "befestigt" wird?

Zeigt mal, was ihr könnt..... 😉
Freak
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Freak

 ·  #9
Schnell aus der Hüfte geschossen fällt mir jetzt noch ein:
- Spiegelfassung
- Brillenfassung

Ich lese/schaue viele englische Bücher/Videos, da wird es dann nochmals verwirrender. Muss mal schauen wie es dem Thread mit den Übersetzungen geht.

LG Sylvia
tatze-1
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tatze-1

 ·  #10
Beschreibungen sind gut, Bilder zum verdeutlichen sind besser, finde ich. Ich reiche daher mal ein paar Fotos nach von Übungen meiner Lehrzeit, mit denen man sich zumindest mal einige der Faßarten vorstellen kann. Vielleicht hat ja noch jemand zu den fehlenden Faßarten Bilder.
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Fasserübung Chaton.jpg
Titel: Fasserübung Chaton.jpg
Information: Chaton oder auch Krappenfassung
Fasserübung einreiben.jpg
Titel: Fasserübung einreiben.jpg
Information: einreiben
Fasserübung Kombination einreiben Verschnitt.jpg
Titel: Fasserübung Kombination einreiben Verschnitt.jpg
Information: Kombination einreiben mit Verschnitt
Fasserübung Fadenverschnitt.jpg
Titel: Fasserübung Fadenverschnitt.jpg
Information: Übung Fadenverschnitt
Fasserübung Fadenverschnitt und Pavé.jpg
Titel: Fasserübung Fadenverschnitt und Pavé.jpg
Information: Übung Fadenverschnitt & Pavé
Fasserübung Zargenfassung.jpg
Titel: Fasserübung Zargenfassung.jpg
Information: Zargenfassungen
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #11
Tatze, das finde ich super. :super:

So haben hier auch Mitleser mal eine Vorstellung, die wenig mit der Materie zu tun haben und sich das noch irgendwann mal antun wollen, .... 😉

Vielen Dank.

Und die anderen können sich schon mal ein Beispiel dran nehmen und auch zeigen, was was ist. :lol:
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #12
Invisible Setting fällt mir auch noch ein, kann das auch jmd. erklären?

Freaks Spiegelfassung und Brillenfassung sagt mir auf Anhieb auch nichts.... Sylvia, weißt Du da mehr drüber?

So ein kleiner Durchblickerlehrgang für Nichtfortgeschrittene wäre nicht übel . 😉
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #13
Die Steine werde unterhalb der Rundiste mit einer Kerbe geschliffen und diese Kerbe dient dann als Halt in einem Gitter.
Die Kunst besteht darin alles so zu dimensionieren das die Steine nicht rausfallen und andereseits an den breitesten Stellen (der Rundiste) ganz nah an einander stehen, sich aber nicht berühren.

So sieht man von Oben dann eine ununterbrochene Fläche an Edelsteinen.
Ein Bild dazu hätte ich auch.
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steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #14
Kenne ich von Swarovski, die machen auch invisible setting. Nennt man bei uns als lose Steine auch "grinded". gibt es dann in 9er grinded oder 12er grinded.

Schwäbisch: onna griffelt. 😉

Schick. :super:
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #15
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