Edelsteine & Perlen
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glasgefüllte rubine

 
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 ·  #1
AGL (American Gemological Laboratories) und GRS (GemResearch Swisslab) einigen sich über die Bezeichnung von glassgefüllten Rubinen.

Vorgeschichte

Im Jahr 2003 tauchten erstmals glasgefüllte Rubine auf dem Markt auf. Als Ausgangsmaterial dient minderwertiger, sehr rissiger "Rubin" (passender wäre der Begriff Korund), vor allem aus Ostafrika.
Durch die Rissfüllung mit Bleiglas wird die Transparenz und damit die Verkäuflichkeit dramatisch verbessert.

Mittlerweile werden derartig viele glasgefüllte Rubine in den Handel gebracht, dass man wohl mit Fug und Recht von einer Überflutung sprechen kann.

Identifikation

Die Erkennung dieser Steine ist für den Fachmann in der Regel nicht weiter schwierig. Bei Betrachtung durch die Lupe und richtiger Beleuchtung (Graduierlampe) zeigen sich bei Bewegung charakteristische blaue bis orangefärbige Lichtblitze (flash effect). Zudem findet man oft runde Gasblasen im Glas und mit einiger Erfahrung sieht man an der Steinoberfläche auch Unterschiede im Lüster (Glanz) zwischen Glas und Rubin.

Probleme


Abgesehen davon, dass es unseriöse Anbieter gibt, die die Rissfüllung nicht, falsch oder unvollständig deklarieren, und so den Käufer täuschen, ist das Hauptproblem die geringe Haltbarkeit der Rissfüllung.
Bleiglas ist sehr säureempfindlich! Die Säure (Kali Alaun oder Schwefelsäure), in die der Goldschmied den Ring nach der Weitenänderung zum Abbeizen legt, und sogar Zitronensaft reichen aus, um die Glasfüllung zu beschädigen und das Aussehen des Steins völlig zu verändern.

Nomenklatur

Bald nach dem Auftauchen der ersten Steine stellte man fest, dass der Glasgehalt dieser "Rubine" teilweise exorbitant hoch ist und bis zu 75% (!!) erreichen kann. Viele dieser Steine enthalten daher tatsächlich mehr Glas als Rubin.

Die American Gemological Laboratories (AGL) gingen daher bereits im Jahr 2007 dazu über, glasgefüllte Rubine als "Composite Ruby" zu bezeichnen. Das GemResearch Swisslab (GRS) von Dr. Peretti zog im Jahr 2010 mit der Bezeichnung "Hybrid Ruby" nach.

Einige Zeit lang wurde noch darüber diskutiert, ob man verschiedene Behandlungsstufen, je nach Höhe des Glasgehalts, unterscheiden sollte. Sehr zu unserer Zufriedenheit hat man davon jedoch Abstand genommen. Für den Kunden ist es letztendlich egal, ob der Glasgehalt 75% oder "nur" 35% beträgt. Die meisten schrecken, völlig zu Recht, bei der Erwähnung des Begriffs "glasgefüllt" vom Kauf zurück, egal wie hoch der Glasgehalt ist.

Seit 3. Oktober 2011 enthalten Laborberichte über glasgefüllte Rubine nun folgende Beschreibung:

GRS
Synthetic Glass/Treated Ruby (GRS-type “Hybrid Ruby”)
Comments: Heat-treated and filled with a colored foreign solid substance (including lead). Special care required when handling. Also known as Composite Ruby.
[synthetischer* glas-behandelter Rubin, GRS Typus "Hybrid Rubin"
Kommentar: hitzebehandelt und mit farbiger, fester Fremdsubstanz (bleihaltig) gefüllt. Mit besonderer Sorgfalt zu behandeln. Auch bekannt als Kompositrubin]

*Anmerkung: die Verwendung des Wortes "synthetisch" ist etwas irreführend, verweist aber unserer Meinung nach auf das künstlich hergestellte Glas und nicht auf den Rubin, der ja natürlichen Ursprungs ist.

AGL
Composite Ruby
Comments: This stone is a composite of natural ruby and a high lead content glass. Also known as Hybrid Ruby.
[Kompositrubin
Kommentar: dieser Stein ist ein Gemisch aus natürlichem Rubin und einem Glas mit hohem Bleigehalt. Auch bekannt als Hybridrubin.]
Auf die geringe Haltbarkeit und die dadurch nötige besondere Vorsicht bei der Handhabung solcher Steine wird in einem eigenen Abschnitt der AGL Zertifikate hingewiesen.

Unsere Position


Wir vom Wiener Edelstein Zentrum halten die Methode, Rubine derart zu manipulieren, für unseriös, und für einen groben Verstoß gegen den Ehrenkodex des internationalen Edelsteinhandels, selbst wenn die Reinheitsverbesserung beim Verkauf deklariert wird.

Wir hoffen, dass alle gemmologischen Labors diese Nomenklatur übernehmen und können uns nur der Aussage von Dr. Peretti anschließen, der frei übersetzt sagte, ''Die meisten dieser Steine haben einen so hohen Bleiglas-Gehalt, dass viele der Meinung sind, der Name Rubin sollte damit gar nicht in Verbindung gebracht werden".
Tilo
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Tilo

 ·  #2
ich will das auf keinen Fall anzweifeln, aber ich kann mir gar nicht erklären, wie schwammartige Rubinen mit 75% Luft/Hohlräumen entstanden?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Hier, denke ich, hat man übertrieben. Zumindest die im Handel angebotenen, glasgefüllten Rubine und Saphire dürften meist deutlich unter 10 % Glasanteil haben.
Man sieht das ja, das meist nur dünne Spalten gefüllt sind auch an der Oberfläche sind es meist nur feine Risse die bei der Politur ein unruhiges Bild zeigen.

Unabhängig davon, muss man solche Steine als behandelte Steine deklarieren, das ist klar.

Und das sie derzeit massiert in den Handel gedrückt werden ist auch aufgefallen. Die Preise werden verfallen wie bei Zuchtperlen.
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 ·  #4
die 75% sind zwar sicherlich ein extremwert, wurden aber bereits gemessen.
35% glasgehalt sind durchaus üblich.

nachzulesen in einer der letzten (frühjahr oder sommer 2011) ausgaben von Gems & Gemology (GIA)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #5
Kann ich mir nicht vorstellen, sorry, das halte ich auch für übertrieben.
Dann müsste man ja auch beim Anschliff ungefähr 1/3 der Fläche als Glasfläche sehen. Und solche Steine wurden mir im Handel noch nicht vorgelegt.

Aber mal von den Prozentsätzen abgesehen, natürlich sind solche Rubine auch deutlich billiger und man kann damit dann ganz andere Schmuckstücke herstellen als es bisher aus Kostengründen möglich war.
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 ·  #6
Wie wird das gemacht?
Glas in kleine Ritzen pressen.
Glas ist doch auch geschmolzen, ziemlich hochviskos.

Karlo
Tilo
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Tilo

 ·  #7
könnte mir Vakuum als Hilfe vorstellen
ich finds erstaunlich, wie das Konglomerat dann poliert wird bei dem Härteunterschied
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 ·  #8
die erklärung für den extrem hohen glasgehalt ist, dass das ausgangsmaterial erstens sehr rissig und zweitens von großen hohlstellen durchzogen ist.

die behandlung erfolgt am rohmaterial, das regelrecht in glas eingebacken wird.

link zu einer publikation (GIA) zum thema:
http://www.gia.edu/research-re…es-etc.pdf

seite 2
...in many cases the glass was filling wide seams crossing facets and seemed to be accounting for an ever increasing volume of the finished product. Further, it was surmised from observation that the material was being held together by the glass, i.e. the glass acting in similar manner to an adhesive. Following discussions and an agreement that this treatment went beyond what might be regarded as a “fracture filling or clarity enhancement process...

seite 3
...The surfaces of the treated rough (this treatment is normally applied to the rough material) was covered in a smooth, often thick coating of glass...

seite 10
...show facets that have an approximate 50/50 ruby glass composition... (bild 61)
...islands of ruby in a glass matrix...

noch ein link:
das foto ganz unten zeigt einen solchen stein (mehr glas als rubin) und was davon nach einer säurebehandlung übrig blieb

http://www.giathai.net/pdf/IS3_18012010.pdf
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Guestuser

 ·  #9
Vakuum ist gut, bringt aber ueberhaupt nichts wenn kein Durchlass da ist.
Genau wie hoher Druck.

Karlo
tatze-1
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tatze-1

 ·  #10
danke für die Info

Zitat geschrieben von wiener edelstein zentrum

das foto ganz unten zeigt einen solchen stein (mehr glas als rubin) und was davon nach einer säurebehandlung übrig blieb

krass. Zum Glück verwendet ein Goldschmied eher selten Flußsäure. Nach Schwefelsäure dürfte das nicht ganz so katastrophal ausschauen.
Tilo
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Tilo

 ·  #11
da könnten eigentlich konsequenterweise auch "rekonstruierte" Rubine auf den Markt kommen
aus Pulver/Schleifresten zusammengeklebt
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #12
Interessant!
Da werd ich doch mal bei Ruppenthal nachfragen, wieviel Prozent Rubin in meinen "reinheitsverbesserten" Rubinen drin ist.
Aus unserem Shop


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