Beim Gang zum Pfandleihhaus bekommt der Kunde keinesfalls einen Kredit in Höhe der Summe, die bei einem Verkauf des Pfandes zu erzielen wäre. Falls die Kreditsumme ausreicht, um laufende Verpflichtungen abzudecken und der Kunde fest damit rechnen kann, sein Pfand baldmöglichst wieder auszulösen, kann das Pfandleihhaus eine akzeptable Möglichkeit zum Verkauf von Lieblingsschmuckstücken sein. In allen anderen Fällen ist das Pfandleihhaus die falsche Anlaufstelle.
Das Pfandleihhaus - (k)eine Alternative zum Altgoldverkauf
Dass sich die Pfandleihhäuser durch die Krise und durch die Kreditzurückhaltung der Banken über verstärkte Nachfrage quer durch die verschiedenen Gesellschaftsschichten freuen dürfen, ist nicht von der Hand zu weisen. Wann sich der Weg zum Pfandleiher lohnt, das erzählt Ihnen dieser Text.
Wertvolles nicht für immer verloren
Wertvoller Familienschmuck, mit dem viele Erinnerungen verbunden sind, kann eventuell wieder ausgelöst werden und ist im Gegensatz zu einem finanziell lukrativeren Verkauf nicht vollständig verloren. Bevor man ein Pfandleihhaus aufsucht und dessen Dienste in Anspruch nimmt, sollte man genau überlegen, ob das Geld aus dem Pfandkredit reicht, um die aktuellen Verpflichtungen abzudecken und ob es möglich sein wird, das Pfand in einem angemessenen Zeitraum wieder auszulösen. Kann man sich dessen nicht sicher ist, ist ein Verkauf die bessere Wahl.
Beim Pfandleihhaus bekommt der Kunde durch den Kurzzeitkredit auf jeden Fall weniger als bei einem Verkauf des betreffenden Schmuckstückes, zusätzlich werden Zinsen und Gebühren fällig. Der betreffende Wertgegenstand wird lediglich beliehen und bleibt Eigentum des Kunden. Die Kreditlaufzeit wird vorher abgesprochen. Während dieser Zeit ist das Pfand versichert und wird in Tresoren oder speziell gesicherten Lagerräumen aufbewahrt.
Abwicklung, Zinssätze und Gebühren sind gesetzlich geregelt und können in der "Verordnung über den Geschäftsbetrieb der gewerblichen Pfandleiher" nachgelesen werden. Diese Verordnung ist in jedem Pfandleihhaus einsehbar und oft auch auf den Websites der jeweiligen Pfandleihhäuser aufgeführt.
Pfandleihhäuser - zu Unrecht mit einem miesen Ruf behaftet
Das Image des unbarmherzigen Pfandleihers hält sich nicht erst seit William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" hartnäckig. Auch Charles Dickens Spruch von den Pfandleihhäusern als "Plätze des Elends und des Jammers" wird immer wieder gerne angeführt. Kaum eine Branche hat mit derartig vielen Vorurteilen zu kämpfen, wie das Pfandleihgewerbe. Pfandleihhäuser gelten als anrüchig, man denkt an dunkle Keller oder vergammelte Hinterzimmer. Diese Vorurteile wurden auch im Laufe unserer Recherchen immer wieder genannt.
Bei den Gesprächen mit verschiedenen Pfandleihern stellte sich aber schnell heraus, dass dieses Bild grundlegend falsch ist. Die Pfandleiher zeigten sich unseren Fragen gegenüber sehr aufgeschlossen. Es ist ihnen wichtig, dass wir hier im Artikel vermitteln, dass Pfandleihhäuser ähnlich einer Bank arbeiten und einen Kredit gegen ein Pfand als Sicherheit gewähren. Der Unterschied zur Bank besteht darin, dass keine Bonitätsprüfung erfolgt und der Vorgang schnell abgewickelt ist. Kann man den Kredit nicht zurückzahlen, ist das Pfand weg. Es wird zur Kostendeckung versteigert. Weitere negative Konsequenzen gibt es nicht.
Was genau passiert im Pfandleihhaus?
Der volljährige Kunde betritt mit seinem Pfand, seinem Personalausweis und einem Kaufvertrag oder Eigentumsnachweis die Geschäftsräume. Dort wird dann der Wert geschätzt und dem Kunden ein Kredit-Angebot unterbreitet. Ist der Kunde damit einverstanden, werden die Formalitäten erledigt und das Pfand wird in Verwahrung genommen. Während der Lagerzeit ist das Pfand versichert.
Der Kunde bekommt einen Pfandschein, der sicher aufbewahrt werden muss, und Bargeld. Sofern die Schätzung nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt, ist der Kunde nach einer Viertelstunde oft wieder draußen. Sollte einem Kunden der Besuch beim Pfandleiher sichtlich peinlich und unangenehm sein, reagiert das Personal meist sofort, indem es den Betreffenden in einen separaten Nebenraum bittet, der etwas mehr Abgeschiedenheit bietet. Es ist auch möglich, telefonisch einen Termin zu vereinbaren.
Wie wird der Wert festgelegt?
Im Pfandleihhaus werden Experten beschäftigt, die den Wert zuverlässig und fachgerecht ermitteln können. Handwerkszeuge im Pfandleihhaus sind geeichte Waagen, Lupen, Pinzetten, Diamantprüfgeräte, Salpetersäure und Schiefersteine, um den Goldgehalt zu messen. In der Handbücherei stehen Schmuckkataloge, aktuelle Schmuck- und Uhrenmagazine sowie Taxlisten und alles Weitere, was der Experte zur Preiseinschätzung braucht. Für technische Geräte wird der Preis gerne auch online ermittelt.
Was kann man verpfänden?
Als Sicherheit werden im Pfandleihhaus oft Gold, Schmuck, Edelsteine und hochwertige Uhren hinterlegt. Diese Wertgegenstände bringen viel Geld ein, verbrauchen aber nur wenig Lagerplatz. Grundsätzlich kann aber fast jeder Wertgegenstand verpfändet werden, sofern er mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einer Versteigerung einen Interessenten fände. Veraltete technische Geräte werden oft nicht mehr angenommen. Bei relativ neuen Geräten wird darauf geachtet, dass auch das Zubehör samt Bedienungsanleitung mitgeliefert wird. Manche Pfandleihhäuser akzeptieren Autos und Maschinen als Pfand. Es soll schon vorgekommen sein, dass Mähdrescher ins Pfandleihhaus gebracht wurden. Das hängt vom jeweiligen Pfandleihhaus ab.
Fälschungen sind ein großes Problem
Bei den Pfandleihhäusern achtet man sehr genau auf die Schulung der Mitarbeiter. Diese müssen in der Lage sein, zum Beispiel echte Uhren von Plagiaten zu unterscheiden. Da die Qualität der Fälschungen zum Teil wirklich gut ist, muss hier konstant genau geprüft und umfassend geschult werden.
Die "typische" Klientel eines Pfandleihhauses
Menschen, die dauerhaft mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben, finden eher selten den Weg ins Pfandleihhaus, denn ihnen fehlt oft die Möglichkeit, das hinterlegte Pfand wieder auszulösen. Diese Zielgruppe verkauft Wertgegenstände, sofern vorhanden, eher sofort, anstatt sie zu beleihen. Die Kunden von Pfandleihhäusern sind eher Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die schnell Geld brauchen.
Bis zur Rückzahlung vergehen meist nur wenige Tage oder Wochen. Manchmal muss eben die Zeit bis zum nächsten Geldeingang auf dem Konto überbrückt werden, da sich unerwartet ein finanzielles Problem gezeigt hat. In diesem Fall fragt man entweder Freunde, Familie oder Bekannte nach finanziellem Beistand oder wendet sich an ein Pfandleihhaus.
Vor allem in der Zeit vor dem Monatsende sind die Pfandleihhäuser gut besucht. Diese berichten auch von Stammkunden, die regelmäßig kurz vor Monatsende und dann wieder nach Monatsanfang sowie Geldeingang im Pfandleihhaus anzutreffen sind. Ein Großteil der verpfändeten Wertgegenstände wird wieder eingelöst, nur ein kleiner Rest bleibt im Lager der Pfandleihe und wird dann nach Ablauf der Leihfrist zur Deckung der Kosten versteigert. Ein eventueller Überschuss steht dem Inhaber des Pfandscheins zu.
Wie viel Geld bekommt man im Pfandleihhaus?
Die Kreditsumme hängt vom Pfand ab. Grundsätzlich sind Kredite vom Minibetrag bis hin zu Beträgen im fünfstelligen Euro-Bereich möglich. 200 bis 250 Euro sind in etwa die durchschnittliche Kreditsumme. Der derzeitig hohe Goldpreis wirkt sich positiv auf das Geschäft aus, da man für Goldschmuck jetzt eine höhere Kreditsumme erzielen kann. Dabei zählt nicht allein der Wert des Materials, sondern auch der Zeitwert.
Weitere Informationen
Wer es ganz genau wissen möchte, fragt einfach einen Pfandhändler des Vertrauens. Haben wir auch getan, war wirklich nicht schlimm. Weitere Informationen finden sich außerdem auf der Website des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes e.V., dem fast 200 Pfandleihhäuser angeschlossen sind.