Goldschmiede können mit einem speziellen Verfahren einige Edelmetalle auf Echtheit bzw. Feingehalt überprüfen. Sie erfahren nun wie das funktioniert. Mittlerweile werden auch auf diversen Online-Marktplätzen Teststifte angeboten, mit denen laut Anbieter selbst Laien solche Tests durchführen können. Wir haben zusammen mit der Expertenrunde in unserem Schmuck- und Goldschmiedeforum getestet, ob die Edelmetall-Teststifte halten was sie versprechen.
Der Profi benutzt ein spezielles Prüfsäure-Set, mit dem er den Feingehalt von Gold relativ genau - und somit auch die Echtheit - bestimmen kann. Silber kann ebenfalls mittels einer dafür vorgesehenen Säure überprüft werden, jedoch nicht der Feingehalt. Hier stößt der Schnelltest an seine Grenzen, denn zur Bestimmung des Silberfeingehalts wäre eine genaue chemische Analyse nötig. Diese wird von Edelmetall Scheideanstalten durchgeführt. Ebenfalls an seine Grenzen stößt der Test bei den meisten Weißgold-Legierungen, da der Anteil an Palladium, Platin oder anderen, in der Legierung verwendeten, Edelmetallen das Ergebnis verfälscht. Somit kann zwar noch die Echtheit ermittelt werden, der Feingehalt aber nicht mehr. Grundsätzlich gibt es absolute Sicherheit (gerade auch bei unüblichen Legierungen) nur durch die chemische Analyse, was mit einem "Schnelltest" dann aber nichts mehr zu tun hat.
Durchführung eines Schnelltest mit Probiersäure
Das Prüfstück wird auf einem Schieferstein gerieben, sodass eine Linie mit Abrieb entsteht. Das Prüfstück sollte vorher angefeilt worden sein, damit eine nachträgliche, galvanische Vergoldung etc. ausgeschlossen werden kann. Anschliessend werden die Prüfstriche der Reihe nach und nebeneinander mit den Prüfsäuren bestrichen - beginnend mit dem Indikator für die höchste Legierung (18 Karat = 750). Bleibt der Abriebstrich bestehen, so ist es 18 Karat Gold oder höher. Verschwindet der Strich so ist die Prüfsäure mit dem nächst geringeren Indikator (14 Karat = 585) ausschlaggebend. Bleibt der Strich, so ist es 14 Karat Gold, löst sie den Strich auf, wird der Test wieder mit dem nächst geringeren Säureindikator (8 Karat = 333) fortgeführt. Auch hier wieder - bleibt der Strich ist es 8 Karat Gold, verschwindet er ist es kein Gold oder womöglich von einer solch geringen Legierung, die nicht als übliches Schmuckgold gehandelt wird.
Edelmetall-Prüfstift und engl. Anleitung für Laien
Mittlerweile werden im Onlinehandel schon Prüfstifte angeboten, welche versprechen auch Laien den Test von Edelmetallen zu ermöglichen. Zusammen mit unserer Expertenrunde im Goldschmiedeforum haben wir uns mit diesem "Wunderstift" beschäftigt und sogar einen Praxistest durchgeführt. Nun wollen wir sehen ob er hält was er verspricht. Geliefert wurden für knapp 40 Euro zuzgl. Porto ein Stift, der aussieht wie ein Filzstift mit einem Draht-Anhängsel. Dazu kommt eine englisch-sprachige Anleitung, auf der auch die Farbmuster für die Reaktionen auf den Metallen sowie auf dem Papier aufgedruckt sind. Für alle die nicht englisch können liegt auch eine deutsche Anleitung bei, welche allerdings etwas besser sein könnte und wohl vom deutschen Unterhändler beigelegt wurde.
So wird der Prüfstift angewendet
Der aus dem Stift hinten heraus hängende Draht wird an das Prüfstück angehalten - vermutlich um einen Prüfkreis zu schließen. Dann wird mit der Stiftspitze am Prüfstück gerieben, welches sich daraufhin verfärbt. Anschließend wird auf einem Stück Druckerpapier mit der Stiftspitze eine Linie gezogen. Aus der Kombination der Farbergebnisse vom Metall und dem Papier kann dann anhand der Farbmuster auf der Anleitung abgelesen werden um welches Edelmetall es sich handelt. Bei Gold wird dabei auch noch zwischen dem Feingehalt unterschieden. Bei Silber soll auch noch eine Unterscheidung in Feinsilber, Sterlingsilber und Münzsilber möglich sein. Zwischen den Tests der einzelnen Prüfgegenstände wird die Spitze des Pens laut Anleitung gereinigt.
Ergebnis-Vergleich bei den weißen und gelben Edelmetallen
Bei unserem Praxistest waren die Farb-Differenzierungen allerdings nur zu erahnen und hatten mit den Mustern nicht viel gemeinsam. Die Anleitung gibt deshalb noch diverse Reaktionszeiten in der Farbentwicklung an, aber auch diese konnten wir nur wage nachempfinden. Wir geben daher zu bedenken, dass wir auf Grund unserer Möglichkeiten bei unserem Versuchsaufbau einen unmittelbaren Vergleichstest zwischen allen Edelmetallen durchführen konnten. Dennoch kamen wir zu keinem eindeutigen Ergebnis. Benutzt man den Stift an einem einzigen Prüfstück ohne jeglichen, abgrenzenden Vergleich, so halten wir die genaue Bestimmung für einen Laien für nahezu undurchführbar. Ein grober Rückschluss auf die verschiedenen Edelmetalle kann aber gezogen werden und somit ist das "Gerät" zumindest vom Ansatz her geeignet und es bleibt abzuwarten ob die Methode weiterentwickelt und verfeinert werden kann.
Bei Goldtests ist der Schnelltest mit Prüfsäure beim Goldschmied besser geeignet um die Legierung heraus zu bekommen. Im Gegensatz zum ca. 40 Euro teuren Edelmetallpen kostet der Test beim Goldschmied oder Juwelier nur ein paar Euro. Als Stammkunde bekommt man solch einen Test manchmal sogar als unentgeltliche Serviceleistung. Will man regelmäßig Edelmetalle auf Echtheit prüfen weil man z.B. Flohmarkt-Fan oder Sammler ist, dann kann man über eine Anschaffung des Stifts durchaus nachdenken. Dabei sollte man sich aber im Klaren sein, dass viel Tüfftelei und Übung nötig sein wird um wenigstens ansatzweise brauchbare Ergebnisse zu kommen. 100 % Sicherheit können beide Tests nicht bieten, aber in den seltensten Fällen wird eine chemische Analyse durch eine Scheideanstalt sinnvoll oder lohnend sein.
Da wir hier aufgrund der schwachen Ergebnisse mit dem Prüfstift auf einen detaillierten Ergebnisbericht verzichtet haben, laden wir Sie herzlich ein, sich zu diesem Thema im Forum weiter zu informieren oder sich aktiv am Thema zu beteiligen: Laufender Beitrag über den Edelmetall-Teststift im Goldschmiedeforum...
Archivbeitrag 20.07.2011