Im zweiten Teil unserer Reihe "Oberflächengestaltung von Schmuck" geht es um thermische Oberflächengestaltung. Dazu gehören Belötungen, sowie Auf- und Anschmelzen. Auch auf chemische Oberflächenbehandlungen geht dieser Beitrag ein. Dazu gehören u.a. Beizen, Schwärzen, aber auch die Weiterbearbeitung mit Brandlacken.
Alle Techniken der thermischen Oberflächenbehandlungen erfordern einen sicheren Umgang mit der Lötflamme und einen Brenner, der genug Hitze erzeugen kann, um das zu bearbeitende Metall zu schmelzen. Am besten übt man an Reststücken das genaue Verhalten des Metalls, da der Übergang zwischen Fließpunkt des Lotes und Schmelzpunkt des Metalls zwar einige hundert Grad beträgt (je nach Lotsorte) aber im Arbeitsgang nur wenige Sekunden ausmacht. Grundsätzlich gilt es Zugluft zu vermeiden, damit man die Flamme gezielt steuern kann.
Wie die Überschrift schon sagt, werden bei dieser Technik Teile aus dem gleichen oder einem anderen Material auf eine Grundfläche aufgelötet, d.h. Mit dem entsprechenden Lot verbunden. Das Lot hat einen geringeren Schmelzpunkt aber einen ähnlichen Feingehalt und es entsteht eine metallische Verbindung mit anderer Zusammensetzung als die Ursprungslegierung.
Das Grundmaterial wird mit Flussmittel bestrichen um Oxidation während des Erhitzens zu vermeiden. Anschließend ist es am Besten, wenn man etwas Lot auf der Rückseite des Zierstücks aufbringt, dies auf der Grundplatte positioniert und festlötet. Bei kleinen Zierstücken auf großer Grundplatte empfiehlt es sich, die Grundplatte zuerst von unten zu erhitzen und die Flamme erst kurz vorm Erreichen der Löttemperatur auf die Zierelemente zu richten. Sonst läuft man Gefahr, das die Zierelemente schmelzen.
Setzt man verschiedenfarbige Metalle aufeinander, kann man das Stück anschließend planschmieden und erhält durch den Farbkontrast einen interessanten Effekt, vor allem , wenn das Lot eine dritte Farbe ins Spiel bringt (Achtung, in diesem Fall muss man sehr gut löten können, damit das Lot wirklich nur als schmale Linie neben dem Zierstück zu sehen ist).
Kontrastreich wirkt diese Oberflächengestaltung aber auch, wenn man mit unterschiedlichen Mattierungsstufen arbeitet und die aufgelöteten Teile erhaben stehen lässt.
Man kann Zierelemente auch aufschmelzen, wenn das Trägermaterial einen geringeren Schmelzpunkt hat als die aufzubringenden Teile (z.B. Gold auf Silber) oder ein sehr großer Oberflächenunterschied (z.B. Silberfeilung auf Silber) besteht.
Wie beim Belöten wird auch hier zunächst die Grundplatte mit Flussmittel bestrichen und etwas erhitzt, um zu verhindern, das die positionierten Teile beim aufblähen des Flussmittels verschoben werden. Die Zierteile werden aufgelegt und die gesamte Oberfläche der Grundplatte erhitzt, bis sie zu schmelzen beginnt (das Metall beginnt plötzlich zu spiegeln).
Man erhält eine unregelmäßige Oberfläche, in die sich die Zierelemente "eingesaugt" haben, etwa so, als wären schwere Teile in Matsch eingesunken.
Bei verschiedenfarbigen Metallen sollte man daher anschließend planschmieden und erhält dann eine mehrfarbige Fläche, die man in jede Form bringen kann.
Das Anschmelzen oder Anschnorren zielt darauf ab, das wie beim Aufschmelzen nur die Oberfläche geschmolzen wird und durch die unterschiedlichen Aggregatzustände fest und flüssig das Metall partiell dicker oder dünner wird oder sogar Löcher geschmolzen werden.
Das Material wird wieder mit Flussmittel bestrichen, und mit der Flamme von oben gleichmäßig auf Temperatur gebracht. Am besten kann man die Temperatur des Metalls an der Glühfarbe abschätzen, also die Werklampe ausschalten um einen genaueren Überblick zu erreichen. Kurz vor der Schmelztemperatur die Flamme gezielt lenken und mit ihr den Schmelzvorgang der Oberfläche steuern.
Man erhält eine unregelmäßige, fast organisch anmutende Oberfläche.
Eine Steigerung dieser Technik ist das Retikulieren, eine Technik, bei der Silber zunächst mindestens sieben Mal geglüht und abgebeizt wird; wodurch ein kupferhaltiger Kern mit Feinsilberummantelung entsteht. Das Werkstück wird erhitzt und kurz vor dem Schmelzpunkt warm gehalten und mit einem zweiten Brenner wird geschmolzen, wodurch ein Wellenmuster entsteht. Die Technik sollte man aber nur anwenden, wenn das Metall nicht mehr stark nachbearbeitet werden soll, da es spröde wird.
Möchte man die Oberfläche seines Schmuckstückes chemisch behandeln, ist wie immer im Umgang mit Chemikalien auf gute Durchlüftung zu achten und äußerste Vorsicht geboten.
Man sollte außerdem beachten, das hierbei nur eine sehr dünne Schicht der Oberfläche behandelt wird und der Effekt sich abnutzt.
Das Schwärzen von Silber ist wohl die bekannteste chemische Oberflächenbehandlung. Sie macht sich die natürliche Reaktion des Feinsilbers mit Schwefel zu nutze. Gerade in Verbindung mit aufgelöteten Teilen erzielt man einen sehr schönen plastischen Effekt, wenn man die Grundplatte schwärzt und die erhabenen Teile blank lässt. Will man diesen Effekt gezielt einsetzen, kann man auf verschiedene Methoden zurückgreifen.
Oxydbeize ist eine fertig gemischte Chemikalie, die man im Fachhandel kaufen kann. Das gereinigte, trockene Werkstück wird entweder vollständig eingetaucht oder die Oxydbeize mit einem Pinsel aufgetragen. Anschließend wird mit klarem Wasser nachgespült.
Schwefelleber ist der Handelsname für Kaliumsulfat K2S und ist in gut sortierten Apotheken erhältlich. Man gibt einen Teelöffel in einen wärmefesten Kunststoffbehälter und gießt 100ml kochendes Wasser darüber. Gut umrühren, bis sich das Pulver gelöst hat.
Unbedingt auf gute Durchlüftung achten, die Dämpfe sind giftig und stinken nach faulen Eiern (es entsteht Schwefelwasserstoff H2S).
Das Werkstück an einem Kupferdraht in die Lösung halten, bis es tief schwarz ist. Anschließend gründlich abspülen.
Man erwärmt 1l Wasser auf 60° Grad und fügt 2 Esslöffel Kochsalz dazu. Das Silberhaltige Werkstück wird eingehängt und an 6V Gleichstrom angeschlossen.
Das Silber wird sofort schwarz.
Das Weißsieden von Silber ergibt eine weißstumpfmatte Oberfläche. Im Normalfall kommt ein Silberstück in diesem Zustand aus der Beize , die die Kupferoxide, die sich beim Löten an der Oberfläche gebildet haben löst und eine Feinsilberschicht zurücklassen. Hat das einmal nicht geklappt, dann kann man das fertige Schmuckstück (vor eventuellen Fasserarbeiten) noch einmal kirschrot glühen und in die Beize geben.
Brandlack ist eine gute und günstige Alternative zu Email und einfach in der Handhabung. Gearbeitet wird mit Porzellanmalfarben, die im Backofen gebrannt werde können. Erhältlich sind sie in verschiedenen Ausführungen und Farben im Bastelgeschäft.
Das Werkstück wird entfettet (am besten mit Aceton oder Spiritus) und die Oberfläche eventuell mit Schmirgelpapier angeraut. Das Stück wird jetzt beliebig bemalt. Bei flüssigen Farben sollte man die Schicht nicht zu dick auftragen, möchte man z.b. eine Vertiefung füllen sollte man in mehreren Schichten arbeiten und dazwischen mindestens 24 Stunden trockenen lassen.
Nach Ende der Bemalung min 24 Stunden trocknen lassen und anschließend nach Herstelleranweisung brennen.
Archivbeitrag 21.02.2011